Sonntag, 22. Juli 2018

Lübeck II

Wie das Leben so spielt: Eine Viertelstunde vor Ladenschluss entdecken wir gestern, dass ein Yachtausrüster ziemlich in der Nähe liegt, aber mit den verfügbaren Mitteln nicht mehr rechtzeitig zu erreichen ist....
Und das am Samstag-Abend. Immerhin sind wir von Schweizern (Heinz und Bernadette), mit denen Yvonne ins Gespräch gekommen ist, zum Abendessen auf ihr Wohnboot eingeladen worden, was wirklich das richtige Angebot im richtigen Moment gewesen ist. So haben die beiden uns intensive Einblicke in ihre Biografie ermöglicht und noch ein gutes Essen serviert. Der Abend ist gerettet.
Am Morgen haben ich dann unsere in Basel geknickte Rollreffanlage ausgepackt. Yvonne fragt mich, warum ich das nicht früher gemacht hätte. Ich wollte nicht wissen, wie schlimm das aussieht. Und es sieht schlimm aus: Da gibt es nichts mehr zu biegen: Die Alu-Führung ist gebrochen und muss ersetzt werden. Der gute Beat (Segelmacher) hat aber das Vorstag mit Locktide (Klebstoff, der verhindert, dass Schrauben sich aufdrehen) festgezogen. Und das sitzt! Jetzt wäre ein Schraubstock Trumpf, in den man das Fussstück einspannen kann, um dann mit einem Ringschlüssel den Kabeleinsatz aufzuschrauben. Aber eben - der Trumpf lässt sich nicht spielen!
Also versuche ich mit Ringschlüssel und Engländer das Gewinde aufzuschrauben. Und das am Steg bei über 30°C Schwüle. Und das Gewinde sträubt sich dank Locktide, so gut es kann. Die beiden Schraubenschlüssel drücken derart auf die Handflächen, dass ich Handschuhe anziehen muss. Aber nach dem sich die Schraube 1° drehen lässt, weiss ich: Ich werde gewinnen. Grad um Grad quäle ich (mich und) die Schraube aus dem Gewinde. Dann kommt die nächste Hürde: das aufgespleiste Kabel lässt sich nicht aus der Schraube ziehen. Ok - die Runde verliere ich: Das Kabel bleibt in der Schraube. Aber die nächste Runde geht wieder an mich: Das zerknickte Rohr lässt sich über diese Schaube ziehen. Es wird ein Sieg nach Punkten: Ich schneide das Rohr an der Bruchstelle mit der Metallsäge in kleine Stücke, sodass die im Rohr liegende Gummiführung nicht vom Rohr beim Abziehen in Fetzen gerissen wird.
Wenn jetzt der Yachtausrüster dieses Rohr als Ersatzteil vorrätig hat, dann steht dem Auslaufen aus Lübeck nach Schlutup nichts mehr im Wege. (Der eigentlich angepeilte Passathafen bei Travelmünde ist wegen der Travelmünder Festwoche überbelegt.) Aber das zeigt sich erst morgen, wenn wir auf Heinz und Bernadettes Fahrrädern zum Ausrüster gefahren sein werden. (Um endlich mal Futur II zu verwenden)
Wir geniessen jedenfalls auch diesen Abend, nachdem wir noch einige weitere kleine Reparaturen vorgenommen haben bei Eis (Glace) und Alsterwasser (Alk.freies Bier mit Limo). .




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