Samstag, 21. Juli 2018

Lübeck I



Nach Lauenburg geht es auf dem Elbe-Lübeck-Kanal gleich in die erste Schleuse: "Wir haben bis zu 2h Wartezeit." Öhm? So warten wir... Es kommen weitere Sportboote. Ich frage dann einen der Mit-Wartenden: "Wassermangel, die schleusen so selten wie möglich mit so viel Schiffen wie möglich." Immerhin nach 1 1/4h geht das Tor auf und wir können zu dritt einfahren. Nach der Schleuse sind die beiden anderen Boote bald ausser Sichtweite.
Wir diskutieren, ob wir wieder Wandern und Motoren wie gestern kombinieren sollen, aber es gibt kaum Anlegemöglichkeiten, ausserdem könnte es ja sein, dass die anderen an der nächsten Schleuse auf uns warten müssen. Also motoren wir durch.

Tatsächlich nach 4h an der nächsten Schleuse sind die beiden anderen Boote in der Warteschlaufe. Als wir hinzukommen, geht die Schleuse immer noch nicht auf grün. Yvonne bittet mich inständig, den Schleusenwart anzufunken. Nach einigem Sträuben setze ich ein "Donnerschleuse von Sportboot Tiny" ab. Keine Antwort, aber  - o Wunder - die Ampel geht auf grün. So geht es im Pulk (wir sind immer die letzten, weil wir nicht so schnell können wegen des Gleichrichters) weiter durch insgesamt 7 Schleusen.

Dieser Kanal hat viel Ähnlichkeit mit den Kanälen in Frankreich, er ist nicht so breit und oft Alleen-gesäumt, sehr abwechslungsreich.

Schliesslich erreichen wir die letzte Schleuse: Das war's dann (erstmal) mit dem Schleusen, sagen wir fast schon ein wenig wehmütig. Jetzt sind wir auf Meeresniveau angekommen und vor uns Lübeck, das Zwischenziel auf der Reise in die Ostsee. Dort werden morgen einige Erledigungen fällig. Dann geht es übermorgen die Trave hinunter in den Passathafen.



Abends begrüssen wir erneut Ursi und Jürg, die auf  Tiny übernachten (Erstmals vier Man(n) an Bord).



Donnerstag, 19. Juli 2018

Lauenburg

Heute gibt es zwei Ereignisse

Schiffshebewerk

Nachdem in Uelzen die Schleuse schon beeindruckend hoch war, kommt nun in Lüneburg das Schiffshebewerk. Wir haben Glück und brauchen talwärts kaum warten. Bergwärts sieht das anders aus. Am Funk hören wir Kammer 7.
Vor uns ein mittellanger Pott, der nach unserem Dafürhalten die Kammer ziemlich füllt. Aber der Schleusenmeister ist Risiko-freudig: "Sportboot, wie lang seid ihr, Länge über alles?" "10 m" antworte ich. "Warum sagst du nicht 11m" zischt Yvonne mich an. "Weil ich jetzt 10 m gesagt habe."(Als ich das letzte mal gefragt wurde, habe ich 11m gesagt und wir wurden nicht mitgenommen.) Als der Pott vertäut ist, kommt der Schleusenmeister über Funk: "So jetzt die drei Sportboote, das Segelboot in die Mitte." Hoppla? Meint der das ernst? Also hinein, Onkel Otto! Die beiden Motorboote fahren an beiden Seiten ein, und wir machen in der Mitte an dem grösseren fest: Keine 2 m hinter der Schraube von dem dicken Pott. Als sein Kapitän aus dem Steuerhaus kommt, rufe ich sicherheitshalber: "Aber nachher schööön langsam!" Er lässt sich nichts merken. Unser Mast steht nach hinten aus und kommt gerade bis an ein gelbes Tau, das das Ende der Kammer kennzeichnet. die Kammer wird geschlossen.
Nach kurzem Warten setzen sich grosse Räder in Bewegung, an denen mit ca. 4x20 Seilen die Kammer hängt. Na, die werden ja jetzt nicht alle gleichzeitig reissen! Dann geht es im Lift nach unten. Der Pfiff bei einem solchen Hebewerk ist: Es ist immer das gleiche Kammergewicht, egal wieviele Schiffe drin sind. (Warum das so ist? (Tipp: Verdängung) Kleine Denksportaufgabe...) Und der Wasseraustausch geht gegen 0. Das wäre bei einer vergleichbaren Schleuse deutlich anders, da müsste das ganze Volumen von Berg zu Tal ausgelassen werden.
Jetzt geht es im Lift nach unten. Auf halber Höhe eine Galerie für Zuschauer, die uns auch neugierig in die zunehmende Tiefe nachblicken. Von oben kommt ein kleiner Wasserfall aus dem nicht ganz dichten Schleusentor. Und es geht noch tiefer und noch tiefer. (38 m). Nach 15 min hört die Abwärtsbewegung auf.
Schliesslich öffnet das Untertor und der Pott setzt sich in Bewegung. Und tatsächlich: Ganz schöön langsam, er hat offenbar auch vorn eine Schaube, mit der er sich zunächst aus der Kammer saugt. Dann macht er hinten seine Schaube an und alles quirlt. Aber es bleibt moderat. Wir drei einigen uns: Segelboot zuerst. Also wir machen uns los und tuckern hinter dem Pott in gemessenem Abstand her.
Vor der Schleuse warten am Unterhaupt (die andere Seite heisst entsprechend Oberhaupt) mindestens 6 Pötte, die alle aufsteigen wollen.

Elbe

Dann noch ein paar Kilometer auf dem jetzt wirklich kahl gedeichten Elbe-Seiten-Kanal. Das kann Yvonne aber nicht abschrecken: "Diese Weite!" Dann kommen wir auf die Elbe. 
Der Kontrast ist deutlich: Natürliches Fliessgewässer - Leben-spendend in die Umgebung, alles grün und saftig. Künstlicher See (Kanal) etwas steril, die Umgebung vertrocknet. Dabei ist der 1976 fertig gestellte (für 1.7 Mrd DM) Elbe-Seiten-Kanal mittlerweile von der Natur wieder eingemeindet worden und verglichen mit dem viel älteren Mittelandkanal (gebaut 1906-1938) viel freundlicher und abwechlungsreicher. Der Mittellandkanal wirkt auf die Dauer etwas düster - trotz des Dauersonnenscheins.
Aber Rhein und Elbe spielen landschaftsmässig in einer anderen Liega. Sie sind Lebensspender. Die Kanäle nur stehende Gewässer der menschlichen Fortbewegung. Wobei nur hier nicht abwerten gemeint ist: so Ein Pott transportiert die Ladung von 57 LKWs.





Mittwoch, 18. Juli 2018

Uelzen



(YH:) Die Tage gehen dahin, wir sind im Reisemodus. Sind es Ferien? Ist eine Reise etwas anderes als Ferien? Was ist anders?

Meine Ziele für diese ausserordentliche Unternehmung sind gewesen: sein, eintauchen, sehen, gestalten und finden. Heute gelang mir das. Wir fahren seit Tagen mehrere Stunden kanalwärts. Am Wegrad Velofahrer (schneller), Fussgänger (langsamer), oder Jogger (gleich schnell). Wir sitzen...



Dies wurde mir langsam unangenehm. Heute habe ich AH zu folgendem Deal überredet. Ich gehe schon mal zu Fuss los, bei km 13 warte ich auf ihn. Abgemacht. Ich schreite also genüsslich aus, Start bei km 10. Er legt alleine ab und erreicht mich an besagtem Ort. Am Elbe-Seitenkanal ist das Ufer schräg, keine Möglichkeit zum Anlegen. Das wussten wir bereits. Deshalb habe ich einen Seesack mitgenommen. Also alles in den Sack und ich tauche nackig unter ins warme, moorige Wasser. Ein paar Schwimmzüge und ein entzücktes Genussjauchzen bringen mich zu Tiny, die mich über die Badeleiter aufnimmt. Was für ein herrlicher Tagesbeginn!

(AH:) Und weiter geht es auf dem "Heide-Suez" in die grösste Schleuse dieser Reise (23m Hub). Viel mehr geht offenbar nicht. Dann gibt es Hebewerke. Davon dann morgen.



Uelzen Marina im Abendlicht


Dienstag, 17. Juli 2018

Osloß

Es ist heiss und es ist fast den ganzen Tag Mittelandkanal. 230 Km und 425 Brücken.

Mal Industrie (Braunschweig) meist aber Landschaft. Kanal mitunter eingegraben in die Gest-Rücken, mitunter aufgedeicht.

Aber immerzu Mittellandkanal.



Zwischendurch retten min. 20 Feuerwehrleute (3 Einsatswagen, eine laute Sirene) ein in den Kanal gefallenes Reh. Ja - wer hätte es gedacht, Rehe können schwimmen!

Dann endlich Elbe-Seiten-Kanal! Er sieht anders aus. Plötzlich Weite in der Landschaft. Wir legen uns an einen Anleger ohne Infrastruktur bei Osloß. Ein Schlafnest für VW-Angestellte im unteren Kader: Kurz die Häuschen und Gärten sind piefkig.) Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben - es wird noch richtig voll: 4 Sportboote und 4 Pötte, z.T. im Päckchen. Der Tscheche vor uns wird vermutlich die ganze Nacht vor sich hin qualmen.
Aber es gibt noch eine schöne Abenstimmung. Am Horizont eine Front, die hoffentlich etwas Wasser verlieren wird.
Jetzt noch einige technische Bemerkungen zum Fahren mit Batterie und Generator.

Montag, 16. Juli 2018

Hannover II

Schon wieder Shopping! (Karlsruhe war doch eben erst) Schuhe, Pullover, Regenhosen usw.
Das hält ja keiner aus!


Aber Hannover - ich muss mein Urteil (graue, gesichtslose Messestadt) korrigieren: In den letzten Jahrzehnten ist wirklich etwas gegangen, die Stadt hat an Charme gewonnen.
Und der Hafen ist ganz idyllisch und hat einen originellen Hafenmeister.










Wir aber sind auch auf Besuch im Altenheim  gewesen....

Sonntag, 15. Juli 2018

Hannover I


 Hannover

Weiter geht die Reise an der Porta Westphalica vorbei, wo die Weser sich einen Durchbruch aus den Mittelgebirgen in die Norddeutsche Tiefebene gegraben hat, nach Hannover, wo wir die Stätten meiner Kindheit aufgesucht haben (sie liegen ganz in der Nähe des Kanals) und morgen Gisela (die dritte Witwe meines Vaters) besuchen werden.

Wen meine Kindheit interessiert, der kann hier