Montag, 16. Juli 2018

Hannover II

Schon wieder Shopping! (Karlsruhe war doch eben erst) Schuhe, Pullover, Regenhosen usw.
Das hält ja keiner aus!


Aber Hannover - ich muss mein Urteil (graue, gesichtslose Messestadt) korrigieren: In den letzten Jahrzehnten ist wirklich etwas gegangen, die Stadt hat an Charme gewonnen.
Und der Hafen ist ganz idyllisch und hat einen originellen Hafenmeister.










Wir aber sind auch auf Besuch im Altenheim  gewesen....

Beim Besuch von G. sitzen wir im Café des Altersheims. Neben uns ein Tisch mit Mutter und Tochter, beide mit ihren Männern. (Die Männer bilden eher die WahWah-Gruppe ihrer Ehefrauen, sie spielen keine eigene Stimme). Die Mutter hager mit Rollator etwas unsicher in den Bewegungen hinter dem Teil, offenbar hat sie ihn noch nicht so lange. Die älteren Herrschaften beide schwerhörig, sodass wir der folgenden Diskussion nicht entkommen.
Tochter: "Mutter, ihr könnt euch hier jetzt richtig wohlfühlen!"
Mutter: "Aber die haben ja die Steckdosen noch nicht repariert!"
Tochter: "Das kommt ja noch, deshalb braucht ihr doch erst ab August (es ist Mitte Juli) bezahlen."
Mutter: "Iss du den Kuchen!"
Tochter (Typ Walküre): "Nein, ich habe absichtlich keinen bestellt. Ich will abnehmen."
Mutter wird den Kuchen bis zum Ende des Gespräches nicht essen. Sie gibt eher das Bild einer altgewordenen Magersüchtigen ab.
Mutter: "Jetzt rede doch nicht so laut!"
Tochter: Ihr hört ja nicht.
Vater schaltet sich ein: "Ich höre gut."
Tochter: "Aber nur wenn du willst."
Vater: "Das reicht ja auch."
Mutter: "Seit deinem Schlaganfall hörst du nicht mehr gut."
Vater schweigt.
Mann: "Wir besorgen euch Hörgeräte".
Mutter: "Viel zu teuer."
Tochter: "Das lass mal unsere Sorge sein. Ich gehe morgen und hole Angebote ein."
Mann: "Aber ihr müsst sie dann auch benutzen."
Vater: "Ja, ja..." (man merkt ihm an, dass er für Frieden sorgen will, aber dass er so ein Ding vermutlich immer auf dem Nachttisch liegen lassen wird).
Tochter: "Wir werden euer Haus jetzt vermieten. Dazu müssen wir die Küche neu machen lassen."
Mutter: "Was? Die Küche? - Die ist doch noch gut, soetwas reisst man doch nicht einfach heraus."
Tochter: "Da habt ihr doch schon zig Jahre drin gewohnt, das ist heute überhaupt nicht mehr Standard."
Mutter: "Das ist doch Verschwendung. Da funktioniert alles, das könnt ihr doch nicht einfach herausreissen."
Tochter: "Mit dieser Küche werden wir keinen Mieter finden. Aber das ist doch jetzt gar nicht mehr euer Problem. Das muss euch gar nicht mehr interessieren"
Mutter schweigt. Sie macht den Eindruck, als ob die beiden nicht auf eigenen Wunsch ihr Haus verlassen haben.
Tochter wechselt das Thema: "Und den Friseur habt ihr hier im Haus, du musst hier gar nicht mehr weg. Du hast hier alles." Es bleibt unklar, ob es nicht der Wunsch der Tochter ist, sich um gar nichts mehr kümmern zu müssen.
Mutter: "Der ist bestimmt zu teuer."
Tochter: "Ihr braucht wirklich nicht sparen."
So geht es noch eine Weile - dann wird gezahlt und gegangen.

Altwerden - nichts für Feiglinge. Eigentlich können einem alle vier leid tun. Jeder sitzt in seiner Welt. Wie stellt man es an, dass im Alter nicht die Eigensinnigkeit alle Bindungen brüchig werden lässt.
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Yvonne und ich haben anschliessend diskutiert, ob man mit den Kindern nicht einen Vertrag schliessen sollte: Wenn ihr sagt, es ist Zeit ins Heim zu gehen, dann ist es Zeit. Sollen die Kinder dann die Altersheim-Wohnung einrichten, damit sie sich nicht im Möbelmief der Vergangenheit ersticken?
In der Strassenbahn sehen wir dann eine Mutter mit Tochter (5 Jahre) und Sohn (3 Jahre). Die Tochter sitzt müde für sich, der Sohn im Arm der Mutter, die mit ihrem Hut ihm (und sich selbst) ein wenig Kühle zufächelt.
Ich zu Yvonne: "guck mal, so entstehen Muttersöhnchen." Yvonne ist ausnahmsweise einverstanden. Später kommen wir auf die drei zurück:
Yvonne: "Das Argument von Rückzahlung im Alter für die Opfer des Aufziehens in der Jungend leuchtet mir überhaupt nicht ein. Hast Du die Frau im Tram gesehen? Die kommt doch in ihrer Erziehung voll auf ihre Kosten. es ist doch eine Lust und ein Glück, Mutter zu sein. Die Rechnung ist beglichen."

1 Kommentar:

  1. wie wärs, wenn ältere Eltern schonmal freiwillig rechtzeitig den Wechsel in eine Altersresidenz in die Wege leiten? Mit warmen Händen verteilen, was sie dort nicht mehr brauchen? Den Kindern und sich obigen Stress ersparen?

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